Sommerakademie 2024 – Digitale Datenräume und Archive: Brückenschlag zwischen Vergangenheit und Zukunft
Digitale Datenräume und Archive:
Brückenschlag zwischen Vergangenheit und Zukunft
Montag, 9. September 2024
Seit einigen Jahren werden auf allen Ebenen – von Europa über Deutschland bis hin nach Schleswig-Holstein – Datenstrategien erarbeitet: Daten sollen in größerem Umfang und in besserer Qualität genutzt werden, um Vorteile für die Weiterentwicklung von Staat, Gesellschaft, Wirtschaft und Forschung auszuschöpfen. Unabhängig davon gelten die gesetzlichen Schutzpflichten, insbesondere das Datenschutzrecht, um die Rechte der Betroffenen zu wahren. Datentreuhänder sind wichtige Komponenten in den Datenstrategien, beispielsweise beim Aufbau von Datenräumen zu Gesundheit oder Mobilität.
Eine ganz besondere Rolle spielen die Archive im öffentlichen Bereich: Alle heutigen Datenschutzgesetze enthalten weitreichende Ausnahmebestimmungen für die Archive, die sich als verlässliche Datentreuhänder ein besonderes Vertrauen verdient haben. Ein reflektierter Umgang mit Informationen muss sich in der Praxis niederschlagen, in der es Zielkonflikte zwischen informationeller Selbstbestimmung und Erinnerungsauftrag zu lösen gilt. Nicht immer sind die Regelungen eindeutig und nicht immer können die Archive berechtigte Interessen von Bürgerinnen und Bürgern berücksichtigen – sowohl der Personen, die die archivierten Informationen betreffen, als auch derjenigen, die Einsicht in personenbezogenes Archivgut erhalten möchten.
Auch in der eigentlich gesetzlich geregelten Zusammenarbeit zwischen Behörden und öffentlichen Archiven sorgt das Thema Datenschutz häufig für Diskussionen: Warum müssen personenbezogene Daten auch dann dem Archiv übergeben werden, wenn aus Gründen des Datenschutzes eine Löschung vorgesehen ist? Warum müssen betroffene Personen einer Weitergabe ihrer Daten an ein Archiv nicht zustimmen? Und was unterscheidet eigentlich ein öffentliches Archiv von einer privaten Einrichtung oder gar dem Anbieter einer Datencloud?
Im Unterschied zu den Archiven halten die digitalen Datenräume in der Regel Kopien von noch weiter in Verarbeitung befindlichen Daten bereit, statt mit archivierten Originalakten zu arbeiten: Es geht um eine Verarbeitung im Hier und Jetzt, und nicht um eine historische Auswertung in der Zukunft nach Ablauf von Schutzfristen. Daher müssen weitergehende Fragen beim Aufbau der Datenräume in der EU und in Deutschland geklärt werden: Wer stellt unter welchen Bedingungen Daten bereit, wer darf wann darauf zugreifen, wie sind Daten und Auswertungsergebnisse zu schützen? Ist die Weiterverarbeitung von Kopien nach dem Ablauf von Löschfristen und der Abgabe der Originale an ein Archiv zulässig?
Die Rolle von Datentreuhändern sowie das Verhältnis von Datenschutz und Archivierung, aber auch Informationsfreiheit bietet Raum für verschiedenste Perspektiven, von denen einige im Rahmen der Sommerakademie vorgestellt und diskutiert werden sollen.
Vormittags-Programm:
Archive als Garanten von Rechtssicherheit und Datenschutz Prof. Dr. Dr. Rainer Hering, Direktor des Landesarchivs Schleswig-Holstein | |
Dr. Ole Fischer, Landesarchiv Schleswig-Holstein | |
Datenschutz und Archive aus juristischer Sicht Prof. Dr. Thomas Henne, Archivschule Marburg | |
Aufräumen mit Missverständnissen zu Datenschutz und Archiven Dr. Gudrun Fiedler, Historikerin, Archivdirektorin i. R. | |
Vergangenheit verstehen – sofort, nach Jahrzehnten oder überhaupt nicht? Dr. Sven Polenz, ULD | |
Erwartungen an Datenräume – die Perspektive des Datenschutzes Michael Will, Präsident des Bayerischen Landesamts für Datenschutz | |
Zauberwort Datenräume (keine Folien verfügbar) Prof. Dr. Petra Gehring, TU Darmstadt, Zentrum verantwortungsbewusste Digitalisierung (ZEVEDI), Kompetenznetz DaTNet, RfII | |
Tea Mustać, Spirit Legal Rechtsanwaltsgesellschaft mbH | |
Datenräume ohne Desaster – oder Datenpannen by Design? Dr. h. c. Marit Hansen, Landesbeauftragte für Datenschutz Schleswig-Holstein |
Beiträge der Infobörsen:
- FAQ der Archivpraxis für Anbietende und Nutzende (keine Folien verfügbar)
Dr. Gudrun Fiedler, Historikerin, Archivdirektorin i. R. - Datenschutzmanagement messbar machen und so strukturiert weiterentwickeln
Daniela Will, Datenschutzexpertin (CIPP/E, DSB und DSA TÜV, GDDcert.EU) - Verheddert im Neuronalen Netz – Aktuelles zu KI und Datenschutz
Benjamin Walczak, Christian Krause, Angelika Martin, ULD - Dauerbrenner Videoüberwachung und Datenschutz
Chantal Weege, Volker Kühl, ULD - Betroffenenrecht aktuell: Wo sind die Grenzen?
Maria-Christina Rost, Die Landesbeauftragte für den Datenschutz Sachsen-Anhalt - Open Data in Schleswig-Holstein
Dr. Jesper Zedlitz, „Mr. Open Data“, Staatskanzlei des Landes Schleswig-Holstein - Digitale Archivierung aus der Sicht der Informatik
Dr. Uwe Leuenhagen, Landesarchiv Schleswig-Holstein - Methodische Anforderungen an eine toolgestützte Umsetzung des SDM
Dr. Gregor Scheja, Scheja & Partners GmbH & Co. KG, Stefan Kleinert, PrivacyPilot GmbH - Modulare Dokumentation - Rechenschaftspflicht mit System (Folien Philipp Pecher)
Modulare Dokumentation - Rechenschaftspflicht mit System (Folien Angelika Martin)
Modulare Dokumentationssystematik mit exemplarischen Dokumentationsbausteinen
Angelika Martin, ULD; Moritz Griesel, Philipp Pecher, Universität Göttingen, Projekt DSGVO-easyInfo - Datenpannen im Gesundheitsbereich – aktuelle Entwicklungen (keine Folien verfügbar)
Torsten Koop, ULD - Neues vom Beschäftigtendatenschutz(gesetz?)
Denis Lehmkemper, Der Landesbeauftragte für den Datenschutz Niedersachsen - Informationsfreiheit: Ihre Tücken erkennen und Fehler vermeiden
Henry Krasemann, ULD